the place to be for me

  • franzi
  • 3. November 2015

Früher hab ich diesen Song  von Johnossi gehört und mich gefragt, wie es in der Santa Monica Bay wohl so ist. Und jetzt bin ich mittendrin. In Santa Monica.


Es ist Samstag, ich lieg am Strand zwischen vielen anderen Menschen und hab so wie wohl die meisten hier gute Laune. Viele lassen sich die Füße vom Meerwasser umspülen. Einige stürzen sich in die Fluten und lassen sich von hohen Wellen ganz verschlucken, während andere Body- oder Surfboards packen und sich im Wellenreiten versuchen. Man kann Guards beobachten, die in ihren hellblauen Häuschen sitzen und telefonieren oder mit Rettungsbojen ausgestattet am Strand entlangflanieren. Sie bilden in ihren roten Monturen einen Kontrast zu Blautönen und Sandfarben. Ein paar Kinder buddeln beherzt im Sand und bauen Burgen. Am Himmel sieht man den ein oder anderen Drachen, den die Meeresbrise zum Steigen gebracht hat.

Neben uns liegen ein Mädel und ein Junge, beide hübsch und sportlich gebaut, und unterhalten sich. Ich frage mich, ob die beiden ein Date haben. Gut zusammenpassen würden sie jedenfalls. Unter ihr Geplauder mischt sich Juchzen und Lachen der Leute, Geschrei der Möwen und Rauschen des Meeres. Ich vergrab meine Füße im Sand, schau zu Basti und bin verliebt.

Zugegebenermaßen nicht die einfallsreichste Beschreibung eines Strandausfluges. Und so besonders ist es vielleicht wirklich nicht dort. Trotzdem finde ich es traumhaft. Lebendig statt überfüllt. Vielleicht beeinflusst mich der Luxus, dass kein Urlaubsfeeling aufkommt, ich nicht effizient entspannen muss, bevor es wieder nach Hause geht. Sondern es hier ein bisschen Zuhause ist. Für ein halbes Jahr.


Aber Karten auf den Tisch: Santa Monica ist ein Touri-Ort. Direkt am Strand, tolles Wetter das ganze Jahr lang, Hotels und Shoppingmöglichkeiten noch und nöcher. Doch es gibt hier etwas von besonderem Wert in der Stadt der Autos: eine Fußgängerzone! Auf der Third Street Promenade flaniert man zwischen Geschäften, Restaurants und Imbissständen hindurch, während man von Straßenkünstlern unterhalten wird. Von klassischem Gesang über Singer-Songwriter bis hin zu ganzen Bands kann man musikalisch gesehen hier alles finden. Auch Tänzer, Zauberer und Verkleidete sind immer einen Blick wert.

Der Pier ist ebenfalls ein Reich für Fußgänger. Hier fährt höchstens mal ein Polizei-Pick-up-Truck mit aufgeschnalltem Surfboard durch. Und neben Souvenirs, Seafood und weiteren Straßenkünstlern gibt es einen kleinen Vergnügungspark.

Wenn es dämmert, schalten sie die Lichter des Riesenrades ein. Ich fahr auf meinem Fahrrad vorbei und finde es kitschig, aber irgendwie auch ganz nett. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, nach ein paar Minuten schmecken meine Lippen nach Salz. Der Fahrwind streichelt mir das Gesicht und ab und zu weht eine Brise vom Meer her, die nach Fisch riecht.

Am Strand neben dem Pier gibt es allerhand Turngerätschaften: Reckstangen, Ringe, auch ein paar Schaukeln haben sich hierher verirrt. Auf ein kleines Stück Rasen zwängen sich überdurchschnittlich gut trainierte Pärchen und veranstalten etwas, das aussieht wie Cheerleading in Yoga-Tempo. Ein Muskelmann schwingt sich meterhoch über dem Boden an zwei Ringen und dreht sich kunstvoll. Er trägt Blümchenleggins. Dann lässt er los, macht einen Salto und landet elegant auf beiden Füßen im Sand.

Die Sonne ist im Begriff unterzugehen und so lauf ich schnell zum Wasser, um ein paar Klischee-Fotos von der im Meer untergehenden Sonne zu schießen. Die Kamera streikt – Akku leer. Recht hat sie: Sonnenuntergang-Fotos hat die Welt genug gesehen.

Ich setz mich in den Sand und schau zu, wie die Sonne verschwindet und den Himmel orange, rot und pink färbt. Auf Postkarten hab ich das schon bunter gesehen. Aber ich bin verdammt fasziniert.

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